Ende Dezember. Trotzdem mag ich noch immer nicht „Dezember“ denken und schreiben. Es passt so gar nicht für mich, denn das Jahr ist so schnell vergangen! Meine Seele kommt nicht mehr mit. Oder liegt es daran, weil sie alt ist? Weil ich selbst nicht mehr jung bin?

Philosophische Gedanken

Gedanken in Fahrt heißt mein Blog. Dieser Titel passt sehr gut, denn gerade beim Autofahren denke ich gerne nach. Schön, dass du auch heute wieder in mein Taxi gestiegen bist. So können wir gemeinsam den Gedanken nachhängen, die sich heute nicht nur um das Taxifahren drehen, sondern um die Zeit, die viel zu schnell verfliegt. Das Jahr, das nun zu Ende geht, war geprägt von Extremen. Ich will gar nicht auf das Weltgeschehen eingehen, mir genügen die eigenen ups and downs. Doch – und das ist der Trost – das Auf und Ab des Lebens spürst du nur, wenn du lebendig bist. Wenn du die Höhen und Tiefen nicht mehr mitbekommst, bist du tot. Auch wenn du lebst, kannst du tot sein – wenn du nur noch funktionierst wie eine Maschine und wie ferngesteuert deine Arbeit verrichtest, ohne genau zu wissen, was du jetzt eigentlich getan hast. So gesehen bin ich doch sehr lebendig. Ich liebe meinen Beruf, auch wenn er manchmal so stressig ist, dass ich nicht mehr weiß, wie ich mein Tagespensum an Fahrten schaffen soll. Verkehrsstaus, Unfälle, Wetterkapriolen, Verzögerungen bei der Dialyse, Bestrahlung oder Chemotherapie, Flug- und Zugverspätungen – es gibt so viele Situationen, die manchen gut geplanten Tag durcheinander bringen können.

Wenn der Tag nicht dein Freund war, dann war er dein Lehrer, heißt es. Das gilt auch für das Jahr. Nein, es war nicht immer mein Freund. Es hat mir ziemlich viel abverlangt und mir aufgezeigt, wie oft ich Menschen und Situationen gegenüber positiv eingestellt war, die jedoch als negative Erfahrungen in der Erinnerung bleiben werden. Dadurch es hat mich aber gelehrt, vorsichtiger zu sein.

Schöne Erinnerungen

Es haben sich aber auch aus vielen Begegnungen neue Bekanntschaften ergeben und Freundschaften entwickelt. Ich habe die nettesten Stammkund*innen, Geschäftspartner*innen und Kolleg*innen. Meine Website und mein Blog konnten nach langer Zeit endlich online gehen. Ich habe alle Aufträge zur Zufriedenheit meiner Kund*innen durchführen können und habe ganz viele bestärkende Rückmeldungen erhalten. Beim Taxifahren habe ich wieder so viele wundervolle Momente und besondere Augenblicke erleben dürfen. Sonnenaufgänge am frühen Morgen. Zauberhafte Regenbögen. Farbenprächtige Sonnenuntergänge und Himmelsstimmungen wie aus den Gemälden William Turners. Mystische Vollmondnächte. Ich habe dir ja in meinem letzten Blogbeitrag schon erzählt, wie sehr ich diese Geschenke der Natur liebe. Morgens sage ich immer, es sind die Belohnungen für das frühe Aufstehen. Auch deswegen zählt das Taxifahren für mich zu den schönsten Berufen!

Auf Wiedersehen bis zum nächsten Mal, wir schreiben dann ja schon 2023. Ich wünsche dir einen schwungvollen Start in das neue Jahr und freue mich, wenn du mich wieder begleitest. Im Jänner erzähle ich dir dann, warum ich stolz darauf bin, Taxilenkerin zu sein.