Das fragte mich ein Kollege, nachdem im Sommer 2016 in der „Salzburger Wirtschaft“ in der Reihe „Unternehmerinnen im Porträt“ ein Bericht über mich und mein Unternehmen erschienen war. Er wedelte mit der Zeitung zwischen meiner Kaffeetasse und meiner Nase herum. Mein eindeutiges Ja als Antwort verstand er nicht, denn: „… was sind denn schon Taxifahrer? Wir sind doch das Letzte!“

Die Branche der verkrachten Existenzen

Natürlich. Auf kaum eine andere Branche trifft das so sehr zu wie auf das Taxigewerbe (außer vielleicht auf das Gastgewerbe). Aber „die Taxler“ tragen schon selber dazu bei, dass der Ruf so schlecht ist, sogar in den eigenen Reihen. Erst einmal müssen die Lenker*innen von ihrem Beruf überzeugt sein, ihn gerne ausüben und ihn so wichtig nehmen, wie er ist!

Das Taxigewerbe ist ein Dienstleistungsgewerbe

Taxifahrer*innen sind SO VIEL MEHR als die Menschen, die hinter dem Steuer eines Taxis Fahrgäste von einem Ort zum anderen chauffieren. Sie sind die Menschen, die von Fahrgästen Sorgen, Freuden und ganze Lebensgeschichten anvertraut bekommen. Sie sind die Menschen, die von Fahrgästen um Rat gefragt und um Tipps gebeten werden. Sie sind die Menschen, die ihre Fahrgäste reden lassen und ihnen zuhören. Sie sind die Menschen, die für ihre Fahrgäste durch ihre Dienstleistungen (ja, das Taxigewerbe ist ein Dienstleistungsgewerbe!) etwas mehr tun – ob es nun darum geht, durch ein kurzes Telefonat eine Auskunft einzuholen, die Einkäufe oder das Gepäck in den 3. Stock zu tragen oder in der Dämmerung oder nachts nach Absetzen der (weiblichen) Fahrgäste kurz zu warten, bis diese im Haus sind. Sie sind die Menschen, die für Reisende oft die ersten oder letzten Ansprechpartner*innen in einer Stadt sind, sie sind die Visitenkarten einer Stadt und sollten sich dieser Tatsache auch bewusst sein! Welchen Eindruck nehmen Reisende wohl mit, wenn sie „a grantiger Taxler“ zum Bahnhof oder Flughafen bringt, sich möglicherweise auch noch über die kurze Fahrt ärgert, mit dem Gepäck nicht behilflich ist? Ich hab’ schon einige Male beobachtet, dass ein Lenker rauchend oder essend neben seinem Fahrzeug gestanden ist und seinen Fahrgästen beim Ein- oder Ausladen des Gepäcks zugesehen hat. So geht’s halt nicht! Ach ja – höfliches Auftreten, gute Umgangsformen, ein gepflegtes Erscheinungsbild sowie eine gewisse Allgemeinbildung sollten ebenso selbstverständlich sein wie eine angenehme und sichere Fahrweise und eine Vorbildfunktion im Straßenverkehr.

Public relations begin at home

Das ist ein alter PR-Grundsatz, der die Grundlage jeder PR-Kampagne ist. Und dieser Satz passt auch hier! Ja, Taxifahrer*innen müssen von ihrem Beruf überzeugt sein! Und daher bringen die von der Fachvertretung in der Wirtschaftskammer initiierten Aktionen wie „Taxi-Knigge“ oder „Excellent Driver“ gar nichts, wenn sie den Lenker*innen mehr oder weniger vor die Nase geknallt werden, ohne sie dort abzuholen, wo sie gerade stehen. Ebenso wenig bringt es, wenn das Arbeitsmarktservice Arbeitsuchenden den Kurs zur Erlangung des Taxilenkerausweises ermöglicht, diese den Beruf aber gar nicht ausüben wollen. Vor Jahren schon haben mir über das AMS vermittelte Bewerber entweder bereits beim Vorstellungsgespräch oder nach den ersten Tagen im Fahrdienst gestanden, dass sie nicht gerne Auto fahren. Klar, wenn jemand nicht gerne hinter dem Lenkrad sitzt, wird er oder sie auch nicht gerne Taxi fahren. Und daher auch nicht den Anforderungen entsprechen. Hier gehören die Prioritäten anders gesetzt! Zurück zu denen, die von ihrem Beruf nicht überzeugt sind und deswegen den Anforderungen nicht gerecht werden. Auch wenn es nur ein geringer Prozentsatz ist, der sich daneben benimmt – ein unangenehmes Erlebnis bleibt nun einmal im Gedächtnis des Fahrgastes hängen. Und wird weitergetragen. Und dann werden alle Taxilenker*innen in einen Topf geschmissen und pauschal mit Begriffen tituliert, die ich nicht wiederholen möchte. Egal, ob ich tagsüber oder nachts unterwegs bin, die Fahrgäste erzählen hauptsächlich von den negativen Vorfällen.

So, das waren ein paar meiner Gedanken zu einem heiklen Thema. Treffen wir uns bald wieder am virtuellen Standplatz? Ich freu’ mich, denn ich bin stolz darauf, Taxilenkerin zu sein! Und ich bin davon überzeugt, dass die meisten meiner Kolleg*innen ihren Beruf mit ebenso viel Überzeugung ausüben!