Manche männliche Fahrgäste sind in mehr oder weniger angeheitertem Zustand davon überzeugt, auf Frauen unwiderstehlich zu wirken. Erst recht, wenn sie abends oder nachts ins Taxi steigen und eine Frau am Steuer sitzt. Da bleiben neugierige Fragen, anzügliche Bemerkungen und Einladungen nicht aus.
Früher, als ich noch oft nachts mit meinem Taxi auf Salzburgs Straßen unterwegs war, wechselte ich In solchen Fällen schnell meine Identität und beantwortete Fragen nach meinem Namen mit „Ich bin die Karin“. Und hin und wieder war es auch hilfreich, meinen (imaginären, aber das wusste ja nur ich) Ehemann aus der Tasche zaubern zu können. In Erinnerung geblieben ist mir ein Fahrgast, der sich besonders schwer abwimmeln ließ. Nachdem ich seine verbalen Annäherungsversuche und hartnäckigen Einladungen mit dem Hinweis, dass sich mein Mann wohl nicht darüber freute, ginge ich mit einem Fremden aus, endlich erfolgreich ausgeschlagen hatte, meinte er: „Sag eahm an Gruaß und frag eahm, ob er eh woaß, wos er an dir hat.“
Fragten Kunden nach meiner Telefonnummer, gab ich sie ihnen natürlich, denn auch aus angeheiterten Fahrgästen wurden manchmal Stammkunden. Ihnen überreichte ich aber nicht meine persönliche Visitenkarte, sondern die allgemeine Firmenkarte mit den reduzierten Angaben und einer Leerzeile. Da schrieb ich „Karin“ rein. Hin und wieder kam es tatsächlich vor, dass sich einer der Verehrer meldete und mit „Karin“ sprechen wollte. Doch leider musste ich ihn dann enttäuschen und ihm sagen, dass „die Karin“ nur aushilfsweise bei mir angestellt war. Und leider wusste ich auch nicht, wo sie arbeitete und ob sie überhaupt noch als Taxifahrerin unterwegs war …