Petra Lettner gehört ebenso zum Salzburger Taxi-Urgestein wie ich. Oft haben wir uns schon gefragt, ob früher wirklich alles besser war. Nein, es war nicht unbedingt besser, es war anders. Es war einfach eine andere Zeit; manches ist vielleicht fairer und kollegialer abgelaufen, manches bedeutend heftiger. Daher habe ich Petra eingeladen, auf ihre 30 Jahre in der Taxi-Branche zurückzublicken und einen Gastbeitrag für meine Gedanken in Fahrt zu verfassen.
Und plötzlich sind 30 Jahre vergangen
Ein Rückblick von Petra Lettner
Ich gehöre inzwischen auch schon zu den Dinosauriern in dieser Taxiwelt. Als ich begonnen habe, Taxi zu fahren, gab es noch keinen Datenfunk und auch keine Taxi-App. Nein, da gab es noch richtigen Sprachfunk. Man musste zuhören, um einen Auftrag zu bekommen. Er wurde einem nicht so einfach automatisch aufs Display gespielt. Man musste zuhören. Und wenn man hörte, dass man dran war, musste man selbst aktiv werden, auf den Knopf drücken und sich melden. Wir hatten auch noch keine Handys. Einige Kolleg*innen besaßen schon den Luxus eines Autotelefons, das aber die Größe eines Toasters hatte und somit auch nicht wirklich handlich genannt werden konnte. Wir fuhren noch alte 124er Mercedes Taxis, Dieselschleudern natürlich. Von Umweltschutz hatten wir keine Ahnung. In den Taxis durfte auch noch geraucht werden. Wenn man seinen Dienst antrat, schien es oft so, als würde man einen überdimensionalen Aschenbecher betreten. Es roch entsetzlich! Man musste sofort lüften, sonst wäre einem vermutlich sogar im eigenen Taxi schlecht geworden. Wir hatten auch keine Navigationsgeräte. Wir saßen mit Straßenkarten im Taxi, wenn wir eine Straße nicht wussten. Da das Ganze aber immer mühsam und aufwändig war (die Straßenkarten waren ziemlich riesig!), merkte man sich die Straßen Salzburgs lieber und hatte schließlich aus Bequemlichkeitsgründen sein eigenes Navi im Kopf. Und dann die Kolleg*innen! Als Neuling musst man, am Standplatz angekommen, sofort grüßen, sonst lief man Gefahr, sich den Zorn der Taxikolleg*innen zuzuziehen. Und das war nicht wirklich spaßig! Wir hatten einige dabei, die in dem Glauben lebten, alle, die anders dachten oder sich anders verhielten, sofort zur Ordnung rufen zu müssen. Im besten Fall hörte man schnauzige Bemerkungen oder Beschimpfungen; wenn man Pech hatte, gab es sogar körperliche Auseinandersetzungen. Es war eben ein wilder Haufen, diese „Taxler“! Natürlich, wie es eben immer ist im Leben, waren nicht alle so. Wir hatten auch sehr nette Leute dabei, zu denen man sich gerne gesellte. Die polternden, lauten Schreihälse ließ man einfach beiseite.
Es hat sich viel getan in den letzten 30 Jahren
Es gibt natürlich immer noch die Polterer, die mit nichts zufrieden sind und die sowieso immer alles besser wissen, aber sie werden inzwischen auch schon leiser. Wir haben eine kunterbunte und lustige Mischung von Hautfarben, Sprachen und Vielfalt auf den Standplätzen dazu bekommen, die ich auf keinen Fall mehr missen möchte, weil sie uns um vieles bereichert und uns endlich auch den Rest der Welt eröffnet, nicht nur unser kleines Salzburg. Wir fahren inzwischen auch keine Dieselschleudern mehr, die uns die Umwelt ruinieren. Auch wenn zum Thema Autoantriebstechnik noch sehr viel Luft nach oben ist, so können wir sehen, dass es mit viel Innovation und Forschung mit Sicherheit in die richtige Richtung geht. Zum Thema Technik: Wir sind jetzt in der glücklichen Lage, nicht mehr aktiv auf den Funk achten zu müssen, und das Nachdenken übernimmt dann das Navigationsgerät für uns. Das Rauchen im Taxi ist verboten, die Brandlöcher in den Sitzbezügen sind verschwunden, meist riecht es gut in den Fahrzeugen. Man sieht, es hat sich viel getan in den letzten 30 Jahren im Taxigewerbe. Ob es sich zum Besseren gewendet hat oder nicht, soll jede*r für sich selber entscheiden. Ich persönlich kann aber der Aussage, dass früher war alles besser war, nichts abgewinnen! Ich war nämlich früher auch schon da und finde nicht, dass es besser war! Es war anders, aber es war bestimmt nicht alles besser. Auch diese unsere jetzige Zeit hat schöne Seiten zu bieten!
Der Blick über den Tellerrand
Was mich sehr nervt, sind Aussagen wie: „Wir ändern jetzt nichts, weil es immer so war!“ Ich finde, solche Metaphern sind äußerst weltfremd und ersticken jegliche Kreativität. Natürlich soll man aus Erfahrungen lernen, aber nicht jede Erfahrung, die man selbst macht, ist zwingend bindend für andere. Man sollte immer über den Tellerrand hinausschauen und das Große und Ganze im Blick haben. Gerade in unserem Gewerbe ist es wichtig, die Zukunft nicht nur an der Vergangenheit fest zu machen! Unser Gewerbe ist zu lebendig, zu vielfältig und zu einmalig, um es in ein starres Korsett einzusperren. Aber eines überdauert bei uns wohl wirklich die Zeit: Wir sind Menschen und da „menschelt“ es eben! Das war immer, das ist so und das wird auch so bleiben! Und das ist gut so. Ich mag das eben, sonst wäre ich wohl keine 30 Jahre in dieser Branche geblieben.
Ich hoffe, dass wir alle im Taxi einen Weg finden werden, friedlich, gemeinsam und vor allem zuversichtlich weiterzukommen. Es wäre doch schade, wenn unser schönes Gewerbe zerfleddert werden würde. Ich bin fest überzeugt, dass wir das nur gemeinsam angehen können. Auf jeden Fall bin ich froh, dass ich an meiner Seite so viele Kolleg*innen habe, die sich ganz auf diesen Beruf eingelassen haben und die ebenso denken wie ich. Sie wollen weitermachen, weil sie diesen Beruf lieben und nicht aufgeben werden!
Danke!
Ein herzliches Danke, liebe Petra, für unsere interessanten Gespräche und für den persönlichen Rückblick auf 30 Taxi-Jahre!
Photocredits:
Bild Taxi-Dachleuchte: Thomas Kirchmaier
Porträt Petra Lettner: Gregor Lettner