… jeden Tag so früh aufzustehen? Das werde ich oft gefragt. Ja, ich selber frage mich das auch hin und wieder. Wäre ich auch dann ein Morgenmensch, wenn ich nicht seit 30 Jahren durch diesen Job mehr oder weniger dazu gezwungen wäre? Oder wäre es mir lieber, wenn der Wecker erst um 06:30 oder gar um 07:00 klingelte? Wenn ich mich ohne Termindruck noch einmal genüsslich im Bett umdrehen und mir die Decke über die Ohren ziehen könnte?
„Macht es dir nichts aus, jeden Tag so früh aufzustehen?“ Nein, es macht mir nichts aus. Hm. Meistens jedenfalls. Aber an manchen Tagen hadere ich doch mit meinem Beruf. Wenn die Nacht wieder einmal seeehr kurz war, weil ich noch eine Abholung von der Spätmaschine hatte und der Flug dann auch noch verspätet war. Wenn es in der Früh wie aus Kübeln schüttet. Oder wenn im Winter heftiger Schneefall Chaos auf den Straßen verspricht. Ich gebe es zu – an solchen Tagen möchte ich den Wecker ignorieren und mich wieder unter die Decke kuscheln dürfen
Doch besonders in der warmen Jahreszeit – vom Frühling bis in den Herbst – hält die Welt viele kleine Überraschungen bereit. Das vielstimmige Vogelkonzert, das mich beim Verlassen des Hauses empfängt. Beeindruckende Wolkenstimmungen und eine Farbenpracht am Himmel, wie sie nur der junge Tag zeigt. Die ersten Sonnenstrahlen, die die Berggipfel und die Dächer der Stadt vergolden. Zarte Nebelschleier, die sich wie ein Schal um die Festung legen und von den Sonnenstrahlen langsam aufgelöst werden. Oder ein Sonnenaufgang, der einen See verzaubert; am vergangenen Sonntag war es der Obertrumer See. Das sind die Belohnungen für die Frühaufsteherin!