… hat das einen Grund. Zu diesem Thema habe ich am 19.07.2022 einen meiner ersten Beiträge verfasst, an den ich heute erinnern möchte. Es geht nicht nur darum, dass wir Taxler*innen manchmal eine Adresse suchen müssen und nach der Hausnummer Ausschau halten, dass wir hin und wieder mit Vorsicht zu behandelnde Dinge transportieren und sicher an ihr Ziel bringen müssen – und dass wir oft wissen, wo es blitzt. Ich bin keine Raserin, aber eine zügige und trotzdem umsichtige Fahrerin, und meine Fahrgäste fühlen sich wohl in meinem Taxi. Auch in der Patientenbeförderung. Gerade nach einer anstrengenden Chemotherapie sind sie ziemlich geschafft und müde, manchen ist übel, und dann sind sie dankbar für eine moderate Fahrweise – und sagen das auch.
Vor einigen Tagen hatte ich eine Patientin von der Chemotherapie abgeholt, der es nicht gut ging. Sie war müde, hatte den Kopf angelehnt und das Fenster geöffnet. Ich war weder zu schnell noch zu langsam unterwegs, sondern fuhr mit vorgeschriebener Geschwindigkeit. Der junge Fahrer hinter mir war jedoch ungeduldig, blendete mehrmals auf und hupte mich an. Als er dann an einer Ampel neben meinem Taxi zum Stehen kam, rief er herüber: „He, kannst du nicht schneller fahren?“
Meine Patientin, eine alte Dame, wandte sich ihm zu und entgegnete bestimmt: „Junger Mann, wenn Sie in meinem Alter sind, Krebs im fortgeschrittenen Stadium haben und gerade aus dem Krankenhaus kommen, werden Sie auch dankbar sein, wenn Sie sicher nach Hause gebracht werden und bei keinem Raser im Auto sitzen.“
Der Fahrer des anderen Wagens wurde rot. „Entschuldigung“, murmelte er, „das habe ich nicht gewusst.“ Und mit Blick zu mir: „Frau Taxifahrerin, Entschuldigung.“
„Ist gut“, konnte ich gerade noch antworten, dann sprang die Ampel auf Grün. Der junge Mann lächelte und winkte uns zu, bevor er – ganz ohne Schnellstart – losfuhr.
„Na, so geht’s doch auch“, meinte die Patientin, „warum sind die Jungen immer so ungeduldig?“
„Vielleicht“, antwortete ich, „erinnert sich dieser ungeduldige Fahrer in Zukunft an Ihre Worte, wenn er wieder einmal drängeln möchte.“
Jedenfalls sende ich dem jungen Mann ein Danke, denn dass sich jemand im Straßenverkehr entschuldigt, kommt selten vor …